Patagonia und Polartec entwickeln zusammen mit den U.S. Special Operation Forces neue Bekleidung für Soldaten. Diesen Umstand betrachte ich jetzt mal vollkommen neutral ohne meine Einstellung zu dem Thema hervorzuheben. Viel mehr möchte ich darauf verweisen, dass diese Pressemitteilung von Polartec auch nach hinten losgehen kann.
Erste negative Kritik
„Hey You Just Killed Osama Bin Laden, Tell Us How Your Patagonia Gear Performed?“ (Artikel wurde vom Herausgeber gelöscht) lautet die Überschrift eines Artikels von Get Outdoors, welcher heute Nacht veröffentlicht wurde. Die zuständige PR-Abteilung scheint anscheinend vergessen zu haben, dass viele Menschen (besonders außerhalb der USA) keine positiven Assoziationen mit dem Militär pflegen.
Passt dies zur Zielgruppe von Patagonia?
Es gibt sicherlich auch einen geringen Anteil an Waffennarren und Pseudo-Paramilitär Leuten, die sich der Produkte aus der Outdoor-Industrie bedienen. Vermutlich auch einige Soldaten, welche nicht mit der Standartausrüstung zufrieden sind. Aber ein Großteil der Leute, die ich kenne haben doch ein eher kritisches Verhältnis zum Militär oder Leuten, die gerne Soldat „spielen“.
Pressemitteilung von Polartec
Die Pressemitteilung (Pressemeldung wurde gelöscht) selbst kam wohl von Polartec. Patagonia wurde jedoch auch erwähnt. Doch genau von dieser Firma hätte ich es am wenigsten erwartet. Das Image, welches ich von Patagonia gewohnt bin, passt so gar nicht zu dieser Meldung.
Outdoor-Branche und Militär
Natürlich müssen Unternehmen wie Polartec und Patagonia wirtschaftlich handeln. Das Militär ist dabei ein großer Abnehmer und es ist nur Verständlich, wenn man versucht einen Großkunden wie die U.S. Army an Land zu ziehen. Ich denke, dass auch die Soldaten von einem Deal wie diesem profitieren. Man sollte sich aber auch der Konsequenzen und die Auswirkungen auf das eigene Image bewusst sein. Ganz besonders, wenn man dies auch noch in einer Pressemeldung verbreitet.
Wie steht ihr zu dem Fall und der Verknüpfung von Outdoor-Branche und Militär?
Disclaimer: Ich mag die Bekleidung von Patagonia und auch zum Militär habe ich eine relativ neutrale Position. Es geht mir hier lediglich um die PR-Wirkung solcher Aktionen.
Ich sehe das sehr kritisch. Es geht ja nicht um irgendeine Firma, sondern Patagonia, also quasi die Firma, die den Grundgedanken Umweltschutz als Gründungsmotiv hat. Krieg ist und bleibt die größte Umweltzerstörung. Das macht die Produkte nicht schlecht, aber gerade nach dem Zurückrudern in Sachen Gore-Tex macht das die Marke einfach unglaubwürdig. Ich glaube, das wird nach hinten losgehen. Wobei die Kundschaft in den USA die Sache sicherlich größtenteils unkritisch sieht. Gerade in den etwas abgelegeneren Gebieten ist „Outdoor“ ohnehin viel mehr mit der Jagd verbunden, also viel militarisierter als es bei uns vorstellbar wäre.
Vaude hat früher übrigens auch mal für die Bundeswehr Jacken produziert.
Nicht nur Vaude :-)
Ich vermute mal, dass es sehr viele Outdoor-Hersteller gibt, die für das Militär produzieren. Aber die Kombination von dem Image, welches sich Patagonia aufgebaut hat und dieser „Pressemittelung“ empfinde ich als brisant.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die PR-Abteilung von Patagonia dies gewollt hat. Ich denke eher, dass die PM von Polartec da einfach durchgerutscht ist.
In den USA kann das ja durchaus verkaufsfördernd sein. In Deutschland jedoch könnte dies zu einem PR-Problem führen. Warten wir ab, wie sich das entwickelt.
Servus Dennis,
ich selber wurde ich diesem Jahr von einem Instructor einer europäischen Scharfschützeneinheit bezüglich Ausrüstung angefragt.
Es wurden leichte und getarnte Shelter angefragt, um den Job eines Scharfschützen besser zu erledigen.
Auch wenn dieser Deal gute Umsätze generiert hätte, wollte ich auf keinem Fall, dass im Zusammenhang von Scharfschützenoperationen der Name Laufbursche gebraucht werden würde. Bessere Effektivität durch unsere Ausrüstung… das geht gar nicht.
Somit haben wir klar Abstand von dieser Anfrage genommen.
Ich denke, dass gerade hier in Europa eine solche PR für Patagonia und PolarTec eher nicht förderlich ist.
Beste Grüße,
Laufbursche
Dann kann ich meinen Rucksack ja ohne schlechtes Gewissen tragen ;-) Danke für das offene Statement!
Ich sehe das auch sehr, sehr kritisch und finde, dass passt so gar nicht zu dem Image und der Unternehmensphilosophie von Patagonia. Zu dem hohen Engagement bezüglich Umweltschutz passt Krieg ja mal so gar nicht. Wenn das weiter bekannt wird, wird das in meinen Augen für Patagonia ein PR-Desaster und zu einem schönen Shitstorm führen. Zumindest in Europa. Danke für die Info. Ich möchte gar nicht wissen, bei wie vielen Herstellern nichts durch rutscht und man gar mitbekommt, wer das Militär ausstattet.
Mir fallen da schon noch ein paar Hersteller ein ;-)
Meiner Meinung nach ist es mehr als fraglich, was hier an „guter“ PR gemacht wurde und das Thema Outdoor hat nix im Zusammenhang mit Krieg zu suchen.
@laufbursche
so wie ihr da gehandelt habt, dass gefällt mir richtig gut. Wir bekommen auch ab und an Anfragen, die wir aber sehr genau prüfen, wofür die Ausrüstung genutzt wird.
@Jens
wer das Militär ausrüstet, hat hier mal ein Thread bei outdoorseiten aufgenommen. http://www.outdoorseiten.net/forum/showthread.php?37470-Welche-Outdoorhersteller-produzieren-f%FCr-die-Bundeswehr
@Jörn Danke für den Hinweis. Ich denke, die meisten Hersteller werden mit der Information nicht hausieren gehen. Und das aus guten Grund. Bin schon gespannt, ob und wann die Information bezüglich Patagonia die breite Öffentlichkeit erreicht.
Hi Leute,
vieleicht ist dem einen oder anderen ja aufgefallen, dass ich die Isomatten von Klymit nicht mehr im Programm habe. Warum?
Ein „Militärdienstleister“ in Europa organisiert nun den Vertrieb für Deutschland. Da auch ich überhapt keine Lust hatte, mit Militärausbildung und Schusswaffen in Verbindung gebracht zu werden, musste ich Klymit auslisten. Da kann ich Laufbursche nur beipflichten. Klymit kann mein Unverständnis rein gar nicht verstehen. Was für die Marines gut ist, ist auch fürs Trekking gut. Das ist da super Werbung. Man hat in den USA halt ein anderes Verhältnis zu Outdoor und Army.
Zumindestens scheint in Deutschland kein europäischer Hersteller aus einer evtl. Verbindung z.B. zur Bundeswehr oder Miltär und Outdoor ein PR-Potential gewinnen zu wollen. Da sind die Marketingstrategien glücklicherweise anders gewählt.
„Militärdiensterleister“ stimmt so nicht…konnte mich davon überzeugen. Habe meine Klymit Schlafmatte dort persönl. abgeholt, tolle Beratung.
Das eine schließt das andere nicht aus..es gibt viele Überschneidung im Outdoor/Jagd/Militärbereich…Es gibt wohl kaum noch ein Unternehmen das sich nur auf einen Bereich ausruht…
@laufbursche
„Bessere Effektivität durch unsere Ausrüstung… das geht gar nicht.“
Sehr Schön gemacht!
Wer die verbindung zwischen der Natur und der Menschliche Kreativität liebt, bzw, durch technology und umwelt pflege, möchte überhaupt nichts mit der militärisch-industrieller Komplex zu tun zu haben.
„Let My People Go S(hooting)urfing“…
Vielleicht haben ein paar Angestellte von Patagonia den alternativen Business-Ansatz von Yvon Chouinard falsch verstanden und die Zeit falsch genutzt.
Schade.
Bin ja gespannt, wie die da wieder versuchen rauszukommen.
Arcteryx, Suunto, Vaude, Carinthia, Klepper, Norrona, Bergans, Therm a Rest, Lundhags sind alle mit dabei, ist doch auch logisch – das Zeug ist gut und Geld ist auch gut:-)
Viele produzieren dann jedoch nicht mehr unter ihrem Namen um genau das PR-Desaster zu vermeiden:-)
[…] zum Militär schlecht auf das eigene Image auswirken könnte. Dennis vom Outdoor Blog hatte das Thema und mögliche Konsequenzen vor kurzem schon mal […]
Patagonia fertigt schon seit Jahren für das Militär, genauso wie Meindl, Hanwag, Scarpa, La Sportiva, klättermusen, Mammut, Frency, Outdoor Research, alle Klamotten die Gore Tex verwenden und ungefähr drölfzig andere Hersteller. Wo ist das Problem? Wenn Ihr ( wählen geht ihr doch und das Grundgesetz achtet Ihr doch bestimmt auch?) schon Soldaten haben wollt dann sollen die auch vernünftig ausgestattet werden.
Bitte schreibt doch mal welcher Hersteller nicht ans Militär liefert, den kann ich dann von meiner Liste streichen.
Horrido und willkommen in der Realität
Dein Kommentar geht am Thema vorbei. Es geht nicht darum, dass auch Outdoor-Firmen das Militär beliefern, sondern ob dies zur Zielgruppe und dem Image von Patagonia passt.
Jens hat vollkommen recht. Patagonia ist eine Marke, die sehr auf ihr Image bedacht ist. Und das lautet nunmal nicht: „Mit unseren Produkten können Soldaten besser töten!“
Nur, um es mal etwas überspitzt darzustellen.
Die „Realität“ dürfte sich jetzt langsam herausarbeiten lassen (bzw. eine Annäherung daran): „Image“ ist eine immaterielle Idee und muss halt nicht mit materieller Wirklichkeit korrelieren. Von daher finde ich den Artikel gut, weil es uns anregt, über die Sinnhaftigkeit solcher abstrakten Dinge wie das des „Image“ eines Wirtschafskonzernes- oder gar zweiges nachzudenken.
Kulturelle Differenzen wurden ja schon angesprochen. Die PR Mädels und Jungs sind ganz bestimmt auch nicht auf den Kopf gefallen und haben sicher die Außenwirkung auf die verschiedenen Märkte bedacht. Ihre Marktforschung haben sie jedenfalls im Griff, die PR ganz offensichtlich auch – sonst würden _wir_ hier nicht darüber diskutieren. Scheinbar können sie aber gut und gerne auf einige wenig Deutsche verzichten, die jetzt „enttäuscht von der bisher so coolen Marke“ sind.
Und da gebe ich dann honsch recht: ein Realitätscheck ist manchmal etwas schmerzhaft, aber im Grunde eine gute Sache.
Dafür, dass Patagonia selbst Stellung nehmen müsste, sind die Artikel in ein paar kleinen Blogs wohl auch nicht relevant genug. Vielleicht verhoffen sie eich auch einfach nur, dass die negative Kritik verpufft. Wie ja schon in den Kommentaren erwähnt, gibt es genug andere Marken die ähnlich handeln. Am Ende kaufen wir doch die Produkte, weil sie eben gut sind.
Aus der Sicht als Konsument ärgert es mich minimal. Aber mit meinem Kauf subventioniere ich ja nicht das Militär. Die sind schließlich nur ein großer Kunde (also subventionieren sie eher mein neues Shirt).
Aus der Sicht eines Herstellers könnte ich aber nicht ruhig schlafen…
Auch wenn ich das natürlich schon recht fragwürdig finde, wie Patagonia die Zusammenarbeit mit dem Militär mit ihrem „Hippy, Surfer“ und „Treehugger“ Image vereinbaren wollen (offensichtlich sehen sie darin kein Problem), bleibt es doch erstmal ein Unternehmen wie andere auch. Wie bereits angemerkt wurde, ist das jetzt auch keine neue Idee von Patagonia mit dem Militär zusammenzuarbeiten. Schon seit Jahren fertigen die diverse Ausrüstungsteile oder haben fürs Militär eine Sonderedition wie z.B. vom Houdini-Windshirt.
Wieweit das PR mäßig in die Hose gegangen ist, ist daher fragwürdig. Hier in Europa ist dem Mann (oder der Frau) auf der Straße Patagonia nicht unbedingt ein Begriff. Selbst in der Outdoorszene sind auf dem Europäischen Markt andere Marken deutlich stärker vertreten. In den USA wo Patagonia deutlich mehr Präsenz zeigt hat eine kleine Erinnerung, dass sie sich auch anderweitig für ihr Land einsetzen mit Sicherheit eher nur positive Effekte.
Natürlich ist die Lieferung an das Militär kritisch zu sehen, aber ist es eben auch bei anderen Firmen. Und mit einem solchem Großkunden an der Seite ist es dann auch wiederum leichter die Produktinnovationen zu finanzieren. Wie Dennis schon sagte, es wird sein Shirt mit subventioniert.
Es ist natürlich ein zwiespältiger Punkt was die Markenpositionierung anbelangt. Selbstverständlich hat soetwas eine Auswirkung auf das Image. Army und Outdoor sind zwei Themen die eig. nahe beeinanderliegen aber von der Zielgruppe her liegen wirklich Galaxien dazwischen. Es kommt auch stark darauf an ob Patagonia dies in seiner zukünftigen Unternehmenskommunikation stärker integrieren wird oder nicht. Ansonsten könnte wirklich das Image eines „Army Unternehmens“ entstehen was sicherlich einige normalbürgerliche Kunden vertreiben würde.
Naja, die liefern ja keine Waffen, sondern Textilien, wenngleich die Werbeart schon Bände spricht *kopfschüttel*