Was unterscheidet einen Ultraleicht-Rucksack von einem normalen Rucksack? Gut, die Frage beantwortet sich eigentlich von selbst. Ein Ultraleicht-Rucksack ist halt um einiges leichter, als ein normaler Rucksack. Doch warum das so ist und für wen so ein leichter Rucksack geeignet ist, will ich heute mal erläutern.

Exped Drypack 25

Leichtigkeit durch Minimalismus

Überflüssiges an einem Rucksack

Die folgende Liste zeigt auf, welche Dinge in meinen Augen an den meisten Trekking-Rucksäcken überflüssig sind:

  • Tragegestell & Rückenpolster
  • Gepolsterter Hüftgurt
  • Zu viele Einzeltaschen
  • Zu robustes Material
  • Ventilationssystem am Rücken
  • Zu lange & zu fette Gurte

Schauen wir uns nun die einzelnen Punkte mal etwas genauer an:

Das Tragegestell & Rückenpolster

Ein Tragegestell ist meist aus Aluminium oder teilweise sogar schon aus Carbon. Die verwendung von neusten Materialien macht diese Gestängekonstruktionen zwar immer leichter, beseitigen aber nicht das eigentliche Problem. Selbst das leichteste Metall der Welt hat immer noch ein bestimmtes Gewicht. Ein Gewicht, das im Rucksack einfach fehl am Platz ist. Ein Tragegestell ist nämlich gar nicht notwendig, wenn man seinen Rucksack gescheit packt. Hierbei übernimmt die Isomatte die Funktion des Rückenpolsters und kann dem Rucksack gleichzeitig eine grobe Struktur geben. Füllt man den Rest des Rucksacks gleichmäßig aus, braucht man kein Tragegestell mehr und der Rucksackt sitzt trotzdem gut am Rücken.

Gepolsterter Hüftgurt

Ein stark gepolsterter Hüftgurt ist der größte Schwachsinn, den die Rucksackwelt zu bieten hat. Die unnötige Polsterung ferhindert genau das, was ich mit dem Hüftgurt erreichen will. Das Gewicht soll sicher auf meiner Hüfte sein. Dafür muss ich den Hüftgurt aber auch richtig festzurren können, damit er mir nicht über den hinter rutscht. Die Polsterung wird also zusammengequetscht und bereitet mir in der Regel ein unangenehmeres Tragegefühl, als ein ungepolsterter Hüftgurt. Ist die Polsterung zu dick, wie beispielsweise beim Klassiker Deuter Aircontact, dann rutscht der ganze Pack ständig über die Hüften hinweg und das Gewicht liegt plötzlich auf den Schultern. Tut euch also einen gefallen und lasst die Polsterung weg. Das spart Gewicht und ist bei einem gut designten Hüftgurt ohne Polsterung mindestens genauso komfortabel. Wenn ihr wirklich leicht unterwegs seid, dann könnt ihr den Hüftgurt auch komplett einsparen!

Zu viele Einzeltaschen

Ich gebe zu, dass viele Taschen eine gewisse Ordnung schaffen. Aber diese Ordnung erkauft man sich immer mit zusätzlichem Gewicht. Im Prinzip reicht ein großer Sack, den man oben öffnet und in den die gesamte Ausrüstung passt. Wenn man jedoch unterwegs an einen kleinen Snack herankommen will oder einfach ein paar nasse Gegenstände hat, die man ungern im Rucksack selbst aufbewahrt, empfehlen sich vielleicht zwei bis vier Außentaschen. Ein Unterteilung des Rucksackinneren ist jedoch Schwachsinn. Den größten teil seiner Ausrüstung packt man eh in verschiedene Packbeutel, die bereits genug Ordnung im Pack schaffen.

Zu robustes Material

Bei manchen Rucksäcken habe ich wirklich das Gefühl, dass dieser absolut Kugelsicher ist. Sicherlich mag das dem einen oder anderen eine gewisse psychische Sicherheit geben. In der Realität, wird man einen so robusten Rucksack jedoch selten brauchen. Und wenn man mal in so einer Situation ist, ist der Rucksack wahrscheinlich eh nicht mehr so wichtig. Wenn ihr also nicht ein Kriegsgebiet oder auf eine Expedition fahrt, dann vertraut lieber auf ein etwas leichteres Material. Auch unter diesen gibt es sehr robuste Stoffe.

Ventilationssystem am Rücken

Das Rucksack-Ventilationssystem ist bei mir genauso wirksam wie eine „atmungsaktive“ Jacke. Moment… in vielen Fällen, wird das Ventilationssystem auch noch genau durch diese Jacke ausgebremst. Was also tun, wenn die Ventilation nicht mal den Rucksack erreicht, weil eine undurchdringliche Funktionsjacke dazwischen steht? Richtig! Die Jacke wird ausgezogen. Jetzt kann die Luft endlich zirkulieren, oder?! Pustekuchen! Wenn dieser Effekt bei mir jemals eingetreten ist, dann nur sehr minimal oder in meiner Einbildung. Egal ob mit oder ohne toller Ventilation, mein Rücken war stets nass. Das einzige, das bei mir hilft ist eine Lockerung der Schultergurte, sodass der Rucksack ein wenig nach hinten schwenkt und damit eine Lücke zwischen Rucksack und Rücken entsteht. Diese Technik wiegt nicht, kostet nichts und ist absolut Umweltverträglich. Zumindest, wenn ihr nicht vor jemand anderem Wandert.

Zu lange & zu fette Gurte

Auch die Gurte wirken oft, als könne man damit einen LKW hinter sich herziehen oder gar daran aufhängen. Ein Rucksack ist jedoch kein Sicherungsgurt. Die Lasten, die beim Tragen eines Trekking-Rucksacks auftreten sind vergleichsweise gering. Bei einem Ultraleicht-Rucksack noch um einiges geringer. Warum also nicht auch leichteres Material verwenden? Aber auch hier wird dem Endkunden wieder Sicherheit suggeriert und das lieben wir Menschen doch so sehr!

Den Verstand einschalten

Eigentlich könnte ich diese Liste noch lange weiterführen. Aber zum Glück gibt es da draußen ja auch eine Menge Leute, die schöne, leichte und trotzdem robuste Rucksäcke fertigen. Dabei wird auf die oben genannten Punkte verzichtet und mit kreativen Ideen ein völlig neuer Trend geschaffen. Ein paar dieser leichten Rucksäcke habe eich bereits im Blog vorgestellt:

ZPacks Blast

Mein ZPacks Blast 32 ist der leichteste Rucksack in meinem Ausrüstungskeller. Er besteht aus Cuben Fiber, welches ein wenig anfälliger ist als andere Materialien, jedoch keineswegs ungeeignet. Man muss halt nur ein wenig aufpassen. Dafür spart man jedoch viel Gewicht.

GoLite Pinnacle

Der GoLite Pinnacle ist der typische UL-Einsteiger-Rucksack. Er ist sehr robust, besitzt noch viele vertraute Eigenschaften eines herkömmlichen Trekking-Rucksacks und un bringt nach einem kleinen Gewichtstuning gar nicht mehr so viel auf die Wage. (Das neue Modell ist allerdings schon wieder schwerer und heißt ab 2012 „Jam 70“)

GoLite PinnacleGoLite Pinnacle von der SeiteGoLite Pinnacle Tuning

Laufbursche huckePACK

Der huckPACK aus dem Kölner Cottage Laufbursche stellt für mich das absolute Sinnbild eines Leichtgewichtsrucksacks dar. Alle meine Anregungen von oben wurden in diesem Pack verwirklicht. Durch den geschickten Materialmix ist der Rucksack robust und leicht zu gleich. Außerdem ist das Design im Gegensatz zu meinem Blast von ZPacks eine Augenweide! Mehr zum perfekten Pack und einer weiteren Evolutionsstufe in meiner Rucksack-Karriere gibt es nächste Woche. Ich werden diesen Abschnitt dann ergänzen!

Laufbursche huckePACK verpackt

Laufbursche huckePACK vor dem Unboxing