Wer mich kennt, der weiß dass mir das Thema „nachhaltige Outdoorbekleidung“ sehr wichtig ist. Auch mit den meisten Membranen stehe ich auf Kriegsfuß. Daher freue ich mich besonders darauf, euch heute die Nordwärts Lenne vorzustellen. Eine Regenjacke, die ohne viel Kunststoff auskommt, super Atmungsaktiv ist und noch dazu trocken hält.
Bevor ich aber auf das Material und die Besonderheiten der Nordwärts-Jacken eingehe, möchte ich diese nach dem Schnitt und den Features beurteilen. Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Jacke nicht von anderen hochwertigen Hardshells und kann auch von der Verarbeitung durchaus in der ersten Liga mitspielen. Die Jacke besitzt eine ausreichend dimensionierte Kapuze mit einem guten Schnitt und Regenschild. Letzteres hält dank des Materials auch ohne eingebauten Draht oder Kunststoff. Dieser Umstand wird sich positiv auf die Lebenszeit der Jacke auswirken.
Die Anordnung der Taschen lässt keine Wünsche offen. Es gibt zwei großzügige Seitentaschen, in denen man die Hände auch noch mit Handschuhe verstauen kann. Beide können mit einem Reißverschluss verschlossen werden. Die Brusttaschen gefallen mir besonders gut, da eine davon vertikal und die zweite horizontal mit einem Reißverschluss verschlossen werden können. So kann man auch mal Dinge in die Brusttasche stecken, die nicht verloren gehen dürfen. Mich nerven Hersteller, die hier nur zwei vertikale Reißverschlüsse verbauen.
Der generelle Schnitt ist weiter gehalten, als man es von einigen technischen Jacken gewohnt ist. Nicht jedoch so weit, dass das Erscheinungsbild unförmig oder klobig wirkt. Bei mir kaschiert sie zum Beispiel gekonnt die Plauze, ohne dabei auszusehen wie ein Zirkuszelt. Dieser luftige Schnitt sorgt für ein hervorragendes Klima beim wandern und ist auch essentiell dafür, dass das Material ordentlich gegen Regen schützen kann.
Ein weiterer Vorteil des Schnitts ist die Möglichkeit ein dickeres Fleece oder eine dünne Isolationsjacke unter der Lenne anzuziehen. Darum eignet sie sich auch super für Aktivitäten im Winter.
Eine Regenjacke aus Baumwolle?
Immer wieder stolpert man im Internet über Diskussionen, wie schlecht sich Baumwolle doch für Outdoor-Aktivitäten eignet. „Cotton kills“ ist ein beliebter Slogan bei Outdoor-Enthusiasten rund um den Globus. Leider stimmt dies jedoch nicht so ganz.
Jacken, wie die Nordwärts Lenne sind jedoch exakt für den Anwendungszweck konstruiert, für den viele Leute von Baumwolle abraten. Aber warum ist das so? Meiner Meinung nach kommen viele dieser Vorteile aus dem Marketing der Kunstfaserindustrie. Diese werben mit exorbitanten Wassersäulen, schneller Trocknung, leichten Materialien und einem ganzen Menge Marketing-Blabla. Wenn man sich so eine Werbung anschaut, werden häufig irgendwelche neuen Technologien, Nanoverfahren und Hypersuperduper Anglizismen in den Raum geworfen. Ich will das nicht alles schlecht reden. Aber auch die Verarbeitung von Baumwolle hat in den letzten Jahrzehnten einiges an Fortschritten gemacht.
Aber Baumwolle war auch schon immer ein Material, dass auch im Outdoor Bereich und gerade bei schlechtem Wetter zum Einsatz kam. Er kommt halt immer auf die Verarbeitung an und den Verwendungszweck an.
EtaProof
Meine Lenne besteht aus EtaProof. Dieses Material ist sicherlich vielen Lesern meines Blogs ein Begriff und hat viel dazu beigetragen, dass die Baumwolle im bei Outdoorern wieder Salonfähig geworden ist. Seine Anfänge in den 1930er Jahren fand die dicht gewobene Baumwolle in Feuerwehrschläuchen und Wasserbehältern. Im zweiten Weltkrieg erkannte dann auch das Britische Militär die Vorzüge dieses Materials, welches die Firma Stotz noch heute für die Britische Armee fertigt.
Beworben wird das EtaProof Material mit folgenden Eigenschaften:
- Wetterfest: Guter Schutz vor Regen und Schnee.
- Winddicht: Durch die dichte Webetechnik ist das Materiel äußerst winddicht.
- Wasserabweisend: Die dauerhafte, hydrophobe Imprägnierung macht das Gewebe wasserabweisend.
- Atmungsaktiv: Da es sich um eine Naturphaser handelt ist EtaProof immer noch recht Atmungsaktiv.
- Nachhaltig: Aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen.
- Weich und „ruhig“: Angenehmes Gefühl direkt auf der Haut und keine Rascheln bei der Bewegung.
- Dauerhaft: Das Material behält seine Eigenschaft viele Jahre und wird nicht brüchig.
- Exklusiv: EtaProof wird aus feinen und langen (> 36.5 mm) Baumwollfasern gefertigt, die nur 2% der weltweiten Produktion erreichen.
Außer den letzten beiden Punkten kann ich jeden dieser Vorteile und Eigenschaften nachvollziehen. Bei den letzten beiden habe ich einfach nicht genug Daten, um diese zu verifizieren. Die anderen Punkte sind jedoch absolut zutreffend.
Haltbarkeit von EtaProof
Ich habe die Lenne jetzt seit fast einem Jahr im Einsatz. Zumindest den kompletten Herbst und Winter. Wir waren in dieser Zeit viel in ganz Europa unterwegs, weshalb ich die Jacke fast in allen Wetterkonditionen tragen konnte. Das schicke Design und die tolle Farbe haben dazu geführt, dass sie recht bald meine Lieblingsjacke für den VanLife-Trip wurde. Denn egal ob Stadt, Berge oder Strand. Die Jacke hat immer eine gute Figur gemacht. So sind einige Tragestunden zusammengekommen.
Oft war ich auch mit einem schweren Kamerarucksack unterwegs, der durchaus schwerer war als mein regulärer Wanderrucksack. Viel anhaben konnte er dem Material nicht, auch wenn ich von Leuten mit sehr schweren Rucksäcken schon gehört habe, dass sich das Material ungewöhnlich aufrauen kann und dann etwas von seiner wasserabweisenden Wirkung verliert. Bei mir ist dies nicht passiert.
Die Wasserdichtigkeit der Nordwärts Lenne aus EtaProof
Im Gegensatz zu einem 100% wasserdichten Plastikbomber, kann es bei einer Jacke aus Baumwolle schon mal passieren, dass es an Druckstellen auch auf der Innenseite feuchte Stellen gibt. Gerade bei dem eben noch angesprochenen schweren Kamerarucksack, hat es an den Schultern leicht durchgedrückt. Allerdings will ich hier anmerken, dass ich trotzdem nicht Nass war. Lediglich die Schultern haben ein wenig Feuchtigkeit abbekommen. Der Rest meiner Unterkleidung war an diesem Tag komplett trocken, obwohl es wie aus Strömen geregnet hat. Die Imprägnierung sorgt in der Regel dafür, dass der Stoff bei einem leichten Schauer gar nicht erst Nass wird.
An den Stellen, wo sich mit der Zeit die Imprägnierung verabschiedet, bedeutet dies jedoch nicht gleich, dass man sofort Nass wird. Baumwolle hat nämlich eine sehr interessante Eigenschaft. Wenn sie Nass wird, dann dehnt sie sich aus. Wenn die Baumwolle nun sehr eng gewebt wurde. Dann dann verschließt schließen sich viele der kleinen Lücken, durch die das Wasser gedrückt wird. Die Jacke bietet also immer noch einen sehr guten Schutz. Ähnlich funktionieren auch die Zelte aus Baumwolle, die bei Pfadfindern und Co. schon seit unzähligen Jahren in Gebrauch sind.
Bin ich zufrieden mit der Lenne?
Bis jetzt bin ich absolut zufrieden mit der Performance meiner Lenne und kann sie als Regenjacke absolut weiterempfehlen. Gerade dann, wenn man die Jacke auch während der Wanderung anbehalten will, gibt es von mir definitiv eine Empfehlung.
Nachhaltigkeit vs. Ultraleicht?
Aber Dennis… bist du nicht mehr Ultraleicht unterwegs? Wie soll ich das sagen? Gerade bei Jacken ist es ein ewiger Kampf in mir. Auf der einen Seite will ich so leicht wie möglich unterwegs sein. Auf der anderen Seite möchte ich aber auch nachhaltig und bewusst mit den Ressourcen unseres Planeten umgehen. Mit 722g hat die Nordwärts Lenne erst mal nichts in einer UL-Packliste zu suchen.
Zu kaufen gibt es die Jacke im Shop von Nordwärts: https://nordwarts.de/shop/
Ich habe dieses Produkt kostenlos von Nordwärts für einen Test erhalten. Diese Tatsache wirkt sich jedoch nicht auf den Test aus. Alle Tests und Produktvorstellungen auf diesem Outdoor Blog werden nach besten Wissen und Gewissen geschrieben.
Danke für den tollen Test und die ausführlichen Bilder. Ich bin schon lange auf der Suche nach einer EtaProof Jacke mit so tollen Farben. Leider sehe ich im Shop nur noch eine schwarze und eine Blaue Jacke. Weißt du, ob es die Jacke noch mal in rot geben wird?
Oh das kann ich gar nicht mit Sicherheit sagen. Das Material der neuen Generation ist ja auch kein EtaProof mehr. Es kann einfach sein, dass das neue Material noch nicht in den Farben erhältlich ist.
Toller Testbericht! Ein paar Bilder im Regen würden mir noch fehlen, damit man besser sieht, wie sich die Jacke im Regen verhält.
Im Moment ist es leider ein bisschen schwer Bilder im Regen zu machen. Warum ich das unterwegs nie gemacht habe weiß ich auch nicht. Vermutlich hatte ich im Regen immer besseres zu tun. Wenn ich daran denke, dann liefere ich die Bilder noch nach!
Die Jacke sieht ja richtig toll aus! Gibt es auch welche für Damen?
Es gibt aktuell wohl nur nur die Männer-Version. Ich bin mir aber sicher, dass es irgendwann auch einen Schnitt für Damen geben wird.
Es gibt keine Männer-Version, nur eine Unisex-Version. Die kann offenkundig von beiden Geschlechtern getragen werden, ich wüsste auch nicht warum man bei einer Jacke zwischen den Geschlechtern unterscheiden sollte, wenn die so weit ist wie diese hier.
Zusätzlich gibt es mittlerweile aber einen speziellen Frauen-Schnitt, der jedoch dann natürlich einiges an Funktion einbüßt, weil Optik und Funktion eben hier gegensätzlich sind.
Hallo Dennis, das neue Material für die Lenne wird als NORRTEK bezeichnet. Laut der Webseite lässt Nordwärts das Material extra für sich herstellen. Hast du ein paar Infos zu dem Material? Auf der Webseite gibt es leider nicht viel dazu zu lesen und einen Test dazu habe ich auch nicht gefunden. Ist es vergleichbar mit der Leistung von ETA Proof? Bei dem Preis will ich lieber auf Nummer sicher gehen und die ersten Tests mit dem neuen Material abwarten.
Mich hat Norrtek (in der Jacke Nordwärts Frede) nicht begeistert. Nach ca. 45 Minuten in mittlerem Regen ist der Stoff so durchgefeuchtet, dass die inneren Kleidungsschichten nass werden. Nach meinem Gefühl ein deutlich schwächeres Material als Etaproof.