Im Sommer gibt es nichts besseres als bei einer kühlen Briese in der Hängematte zu liegen und ein Buch zu lesen. Man ist dankbar dafür, dass der leichte Wind einem den Rücken abkühlt. Doch sobald es draußen ein wenig frischer wird, empfindet man dieses Feature der Hängematten plötzlich nicht mehr so angenehm. Oft ist diese Tatsache ein KO-Kriterium für angehende Hammock-Camper. Dabei gibt es einige wirkungsvolle Methoden, wie man der Kälte von unten entgegenwirken kann.
Warum die Hammock Isolation von unten?
In einer Hammock liegt man meistens weitaus exponierter als ein Bodenschläfer. Selbst die kleinste Luftzirkulation, welche auch bei windstillem Wetter stattfinden, verhindert dass sich die Luft unter dem Hammock aufwärmt. Diese vom Körper aufgewendete Energie verpufft sozusagen und man findet die ganze Nacht keine Erholung. Auch die Isolation des Schlafsacks oder der Kleidung hilft hierbei nicht viel, da diese vom eigenen Körpergewicht plattgedrückt wird und Kältebrücken entstehen.
Wie bleibe ich warm in der Hammock?
Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wie man in der Hängematte warm bleiben kann. Der wichtigste Schritt hierfür ist zuerst einmal eine passende Isolation von oben. Das kann der ganz normale Schlafsack sein oder ein (Top-)Quilt. Der Quilt hat den Vorteil, dass man keine Isolation plattdrücken kann, die somit unnützes Gewicht darstellt. In meinem Fall nutze ich hier den kürzlich vorgestellten enLIGHTened equipment – Revelation 850DT Quilt. Man benötigt also nicht zwingend eine Neuanschaffung.
Hammock mit Isomatte
Will man einfach seine Isomatte in der Hängematte verwenden, benötigt man auch hier keine Neuanschaffung. Eigentlich funktioniert so ziemlich jede Schlafunterlage auch in einer Hammock. Wo ist also das Problem? In meinen Augen ist die Isomatte relativ unbequem in der Hängematte zu handhaben. Es gibt zwar Modelle, die einen Einschub für Isomatten bieten, doch auch hier kann es noch rutschen und fühlt sich einfach nicht bequem an. Der zweite Nachteil ist die Isolation an der Seite. Die meisten Isomatten sind so geschnitten, dass nur eine Isolation von unten bieten. In der Hängematte kann aber auch der seitliche Loft des Schlafsacks beeinträchtigt werden. Hier muss man sich auch wieder behelfen, indem man entweder seitliche Flügel an der Isomatte anbringt oder sich anderweitig behilft. Der größte Vorteil von der Isomatte ist natürlich, dass man sein Setup auch dann nutzen kann, wenn mal keine zwei Bäume in der nähe sind. Dann dient die Hängematte einfach als Bivi.
UPDATE: Ich habe gerade via Facebook den Tipp bekommen die Isomatte mit in den Schlafsack zu nehmen. So kann diese auch nicht verrutschen. Danke für den Hinweis Joakim!
Der Under-Quilt
Wie der Name schon vermuten lässt handelt es sich hierbei um einen Quilt, der unter der Hängematte anliegt und so die gleiche Funktion wie der Quilt oder Schlafsack von oben erfüllt. Nur eben nach unten. Bei den Underquilts gibt es mittlerweile eine riesige Auswahl. Man kann zum einen zwischen diversen Füllungen wie Daune und verschiedenen Kunstfasern wählen, zum anderen aber auch bei der Länge variieren. Der klassische Full-Length-Under-Quilt deckt den Körper von Schulter bis Fuß ab. Viele Hammock-Camper schwören jedoch auf kürzere Under-Quilts, die nur den Rücken und Hintern bedecken. Die Idee dabei ist die gleiche wie bei einer gekürzten Isomatte. Entweder man braucht an den beinen keine weitere Isolation oder es reichen Gegenstände aus, die man eh mit sich führt (Rucksack, Kleidung…).
Pod-System
Bei einem Pod handelt es sich um einen Daunen-Kokon, der sich quasi ein mal um die ganze Hängematte wickelt. Man liegt also mit der Hängematte in einem riesigen Daunenschlauch. Das ganze sieht dann aus wie eine aufgeblähte Banane, scheint jedoch unglaublich Warm und gemütlich zu sein. Den Nachteil, den ich bei den Bisher auf dem Markt erhältlichen Produkten sehe, ist die Tatsache, dass man auch mit dem Kopf in diesem Kokon liegt und größtenteils in das mit Daunen befüllte System atmet. Da man Feuchtigkeit bei Daunen vermeiden sollte, stelle ich mir diese Konstruktion relativ suboptimal vor. Diese Systeme funktionieren allerdings nicht bei geschlossenen Hammocks, da man sonst das Bugnet nach unten drücken müsste.
Schlafsack über die Hängematte ziehen
Ähnlich den Pod-Systemen, könnte man auch einen herkömmlichen Schlafsack nehmen und diesen außen über die Hängematte ziehen. Auch hier braucht man eine offene Hängematte ohne Bugnet. Der Vorteil liegt darin, dass ein Schlafsack in den meisten Fällen schon vorhanden ist und sich so eine relativ günstige Möglichkeit zur Isolation ergibt. Allerdings ist die Installation mit viel Frickelei verbunden und es gelingt oft nicht die Enden gut genug zu schließen, um die Wärme im Schlafsack zu halten. Eine Kombination aus Quilt und Schlafsack oder zwei Schlafsäcken wäre vielleicht noch eine Möglichkeit, aber dann wird es auch schon wieder recht schwer.
Hammocks mit eingebauter Isolation
In den USA, wo das Hammock-Camping schon viel verbreiteter ist, gibt es einige Bastler, die mit MYOG Hammocks experimentieren, die bereits eine eingebaute Isolation besitzen. In den meisten Fällen wurden an der Unterseite der Hängematte ein paar Kammern angenäht, die mit Daune oder Kunstfaser befüllt wurden. Mit dieser Technik spart man sich natürlich das Gewicht für einen Großteil des Stoffes, sowie für das Aufhängungssystem. Der Nachteil ist, dass es solche Hammocks noch nicht wirklich zu kaufen gibt und sie keinerlei Flexibilität bzgl. der Isolation bieten.
Mein bevorzugtes System
Ich experimentiere gerade mit Underquilts herum und bin eigentlich von dem System überzeugt. Ich kann ein Hammock zu unterschiedlichen Jahreszeiten mit verschiedenen Under-Quilts nutzen. Das macht es sehr flexibel. Mein Ziel ist es dieses Jahr noch einen MYOG Under-Quilt aus Kunstfaser zu schneidern. Durch die einfache Konstruktion sollte das nicht schwierig werden. Derweil nutze ich einen Jacks ‚R‘ Better Mt Washington 3 Under Quilt der mich zuverlässig bis zum Gefrierpunkt warm hält. Trotzdem werde ich auch noch anderes System, wie das Hennessy Supershelter System unter die Lupe nehmen.
Hammock-Camping auch im Winter
Mit den oben vorgestellten Isolationspraktiken, sollte es auch ohne Probleme möglich sein bei zweistelligen Minusgraden in der Hängematte zu nächtigen. Hierbei sollte man jedoch vorher etwas Erfahrung sammeln, da es am Anfang recht schwer einzuschätzen ist, wie viel Isolation man tatsächlich braucht. Auch ein großes Tarp, dass den groben Wind abfängt ist sicherlich von Vorteil, wenn man bei sehr kalten Temperaturen unterwegs ist. Zur Sicherheit sollte bei den ersten Tests ein Backup parat haben. Man will sich ja nicht den Hintern abfrieren.
Jetzt gehts hier aber ab! Ich freue mich schon darauf mehr über das Thema zu lesen. Bis jetzt gibt es ja fast nur infos auf englischen seiten!
Stef
Man wird es vielleicht nicht merken, aber ich bin selbst noch ganz hin und weg vom Hammock-Camping! :-D Ok man merkt es doch ;-)
Hallo liebe Winterhängemattler,
für meinen Fußweg von Stuttgart nach Santiago (Jakobsweg) werde ich eine Fallschirmseidenhängematte + Daunenschlafsack und dazu den phänomenalen Begadi Be-X Poncholiner mitnehmen als „Hülle“. Tagsüber auch gut bei Pausen um mich zu wärmen, da ich die Tour Ende diesen Oktobers starte und mit 2,5-3 Monaten rechne.
Meine Iosmatte ist zwar sehr leicht (XTherm), aber darauf kann ich wohl verzichten. Zur Not tut es auch Karton. :)
[…] Apropos Regen: Hier punktet angeblich der Marlinspike Hitch wieder. Er soll nämlich das Regenwasser, das sich sonst seinen Weg entlang der Befestigungsschnüre unters Regendach sucht und die Matte durchnässt, an der Einhängestelle ableiten. Dies kann ich leider nicht bestätigen, da ich ein reiner Schönwetter-Hängemattenlieger bin und auf Tests im Regen gut verzichten kann. Wer damit schon Erfahrungen gesammelt hat, möge das bitte in einem Kommentar (am Ende des Artikels) beschreiben. Für die ganz Hartgesottenen, wie unser Leser und Freund der schönen Künste Stefan B. aus München, der nachfragte, ob es auch Winterhängematten gibt, hier der entsprechende -> Link […]
Modifiziere dir mal die Hängematte mit ein Paar Bändern und einen BW-Regenponcho so das du ihn mit den Bändern in der Höhe unter der Hängematte anpassen kannst, auf den Poncho kannst du jetzt sowohl Gras Moos deine Sachen eine Decke einen zweiten Schlafsack u/o Isomatte packen und diesen dann so unter die Hängematte ziehen das es nicht zusammengedrückt wird. Damit kannst du dir nahezu alle Isolierungen anpassen.
Alternativ kannst du auch einen BW-Biwaksack nehmen unten und oben ein kleines Loch etwas abnähen die Hängematte durchziehen den Zwischenraum ausstopfen, oben dann den Schlafsack wie gewohnt rein das ganze ist dann auch noch richtig Wind und fast wasserdicht na ja ein Tarp sollte schon drüber die ganze Konstruktion so tief wie möglich über dem Boden. Ich nehme ein Tarp 4×3 Meter dann kann man die Seil-Seiten mit Band zuschnüren das ist dann fast wie ein Zelt.
Kleiner Tipp: Wenn man das ausstopfen mit losen Sachen vorm aufhängen macht geht es etwas einfacher da die Sachen nicht so verrutschen.
Also Poncho auf den Boden legen Isomaterial überkreuzt drauf, Hängematte darüber und mit den Bändern erst einmal richtig festziehen dann Hängematte aufhängen und die Bänder von dem Poncho so anpassen das sie grade so die Isolierung festhalten vorsichtig rein setzen und noch mal anpassen bis die Höhe stimmt, ist mit losem Material etwas nervig es sei denn man findet langes Gas mit einer Decke oder zweitem Schlafsack geht es einfach da man dort auch Bänder mit kleinen Ösen anbringen kann.
Viel Spaß beim frieren :-)
Danke für den tollen Artikel. Ich hätte dazu noch eine kurze Frage (bin nämlich grad dabei mir eine Hängematte zum Weitwandern anzuschaffen): Bis wieviel Grad würdet ihr sagen ist es machbar in einer Hängematte mit dem Schlafsack ohne weitere Hilfsmittel draußen zu übernachten?
Liebe Leute, das Ding heißt Hängematte. Hammock ist der englische Begriff. Wenn Ihr den benutzen wollt dann lest / schreibt englische Seiten.
Ich komme trotzdem, kann auch englisch. ;-)
Ein guter Beitrag! Vielen Dank. Das System Hängematte/Quilt/Isomatte(/Tarp) o.a. ist unheimlich flexibel und variantenreich, es macht richtig Spaß, damit zu experimentieren und sich neue Kombinationen auszudenken. Je nach Wetterlage, Vorhaben, bereits vorhandener Ausrüstung, Gewichtspräferenzen, Bequemlichkeitsansprüchen usw… Bin ja immer noch auf der Suche nach der „Ideal-„Lösung, aber wahrscheinlich ist „ideal“ immer mal wieder was anderes :-) Liebe Grüße! Bernd
Danke für den Tipp mit der Isomatte im Schlafsack!
Unser Kunden fragen uns nämlich immer wieder was man auch bei beim Indoor Einsatz einer Hängematte machen kann um das Unterkühlen von unten zu vermeiden.